Auf stürmischer See – no happy ending

©HellbuntFotografie/Juliane Großmann

„Wir haben uns auf hoher See gefunden ohne die Vorstellung von einem Hafen, in dem wir hätten Zuflucht finden können.“ Fernando Pessoa

Die Wellen höher, reißender, als all unsere Erwartungen und Hoffnungen. Jeder nasse Peitschenhieb tränkt uns nur mehr, als es unsere Wünsche hätten je füllen können. Die Lungen salzig, triefend, zu feucht, um für einen beruhigenden Atemzug inne zu halten.
Deine Hände auf meinen Lippen, zittern, können mich, können uns nicht fassen. Wir entgleiten uns ohne einander je gefasst zu haben. Dein Körper nah an mir, unsere Hüften schlagen im Takt der Wellen aneinander, zueinander. Gegeneinander. Voneinander weg.
Deine Worte, kaum zu hören in der tosenden Brandung, die so nah zu sein scheint. Dennoch treiben wir in der Weite des Ozeans, zu weit weg um Festland zu erschwimmen, viel zu nah und kurz davor auf Grund zu gehen.
Jeder von uns weiß, dass es falsch ist festzuhalten, den Kopf über Wasser zu halten, weiter zu machen. Aber loslassen will niemand.
Das Licht des Leuchtturms blendet. Fast schon mahnend steht er dort. Sicherer Fluchtpunkt, Rettung, aber auch Mahnmal für all die ersehnten Happy Endings, die kurz vor ihrer Erfüllung an den spitzen Felsen zerbarsteten.
Eins nach dem anderen. Wiedermal.
Wie schnell aus einem sonnigen Strandtag ein Ritt auf stürmischer See werden kann. Ich würde lieber getrieben zwischen Haien in Stücke gerissen werden, als UNS ertrinken zu sehen. Zusehen, wie wir schwimmend untergehen.
Warum haben wir uns, angestachelt von den immer selben Hirngespinsten treiben lassen? Lee, Luv, Steuerbord, Backbord, egal wie man es dreht und wendet, wir werden kentern.
Das Tau, das wir aufgrund all unserer Enttäuschungen extra dick gesponnen haben, wird uns nicht über Wasser halten. Hatte es doch von Anfang an Risse. Porös durch die Zweifel, die wir täglich nähren. Wenn ich könnte, ich würde für uns beide schwimmen, aber letztendlich haben wir uns aber schon am Strand aufeinander ausgeruht.
Die Strömung leitet uns gen Horizont. Ein Ende, das wir nicht kennen, aber vermuten. Solange ich kann, halte ich mich an dir fest. Loslassen wäre Verrat an mir selbst. An dem, was ich zu glauben vermag.
Salzwasser umspült meinen Hals, schwappt über. Ich schlucke und schlucke, die Kehle ganz rau. Wenn die Wellen zu hoch schlagen, wird es leise. Nur rauschende Stille um uns. Wie beruhigend es sein kann, nur Wasser um sich zu haben. Eingeschlagen in eine nasse, schwerelose Decke. Wie einfach es scheint es zu lassen.
Wie lange noch? Wer lässt zu erst los?

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