Lass dich endlich fallen!

Fallen, fallen, immer wieder aufstehen.

Fallen, fallen lassen und gehalten werden.

Zwei Arme, die dich ohne mit der Wimper zu zucken nehmen, halten, festhalten. Noch bevor du Gefahr läufst auf dem Boden zu zerbersten, weil es gar keinen Grund gibt aufzuschlagen. Kein Loch, keinen Abgrund, kein ich-weiß-nicht, kein Boden der Tatsachen, der für mich immer nur Enttäuschungen parat hatte. Ein lautes öffentliches Ja, statt leisem Ja-Nein-Vielleicht, ein andermal. 

Dein Zimmerchen, das du dir über die Jahre mit Ängsten, Verletzungen und nicht-genug-sein eingerichtet hast, das du immer wieder zugeschlossen hast, Schloss dran, weiter gehts, wieder nichts, naja Strich drunter, das ist plötzlich bewohnt. Da sitzt einer, der sich gerne auf die zerschlissenen Sessel setzt, die Spinnweben von der Wand kehrt, das Deckchen auf dem Tisch zurecht rückt, den Blumen frisches Wasser gibt und den Raum mit Selbstverständlichkeit füllt. Dir still seine Geschichten von kaputten Kissenbezügen und Vasen erzählt ohne Angst vor neuen Scherben und fliegenden Daunenfedern. Der die Löcher mit neuen Erfahrungen stopfen will anstatt resignierend damit zu zerfallen.

Warum? Weil es nicht immer ein weil geben muss, wenn man fühlt!

Vor gar nicht so langer Zeit ist dir in diesem Kämmerchen alles um die Ohren geflogen. Alle Schränke und Schubladen, in die du immer wieder alles rein gestopft hast, bloß schnell zu, ändert ja nix, macht dir ja nichts, sind nach der letzten Erfahrung einfach alle explodiert. Alles Aufgestaute, Verdrängte ist mit dem letzten Nein-ich-kann-nicht einfach implodiert. Alles immer einfach wegzustecken, rächt sich halt irgendwann, dann brechen nicht nur alle Türscharniere, sondern auch alle Dämme und dann wird es Zeit sich dem zu stellen. Was weh tut. Dann nämlich, wenn du in diesem Scherbenhaufen sitzt, entdeckst du, dass da nicht nur verpasste Chancen, Männer, Liebeleien liegen, sondern viele Pflaster, die du verpasst hast auf deine Wunden zu machen. Du lieber schnell das T-Shirt drüber gezogen hast, die Luft wird das schon trocknen. Da liegen sie, die Pflaster, unbenutzt, dennoch nicht unbeschrieben. Sie erzählen, nein schreien Geschichten, die du dir schon lange nicht mehr erzählen wolltest. Schützen wollten sie alle dein Herz, aber du hast sie nicht benutzt. Liebe, ja, kann ich mir selber geben! Klar, dafür brauchst du niemand anderen! Und das hast du auch gut gelernt mit der Zeit. Bravo!

Was aber, wenn dir das doch jemand anderes geben kann. Noch zusätzlich!

Ja, da ist es das Schreckgespenst! Jetzt kommt es langsam aus seiner dunklen Ecke hervor. Bist du es denn wert? Das ist nämlich die große Frage, die in all den Jahren Einzug gehalten hat. Die du nie geschafft hast, rauszukehren. Aus Angst, dass es so ist? Wie soll es anders sein, die Erfahrungen zeigen es ja.

Und trotzdem sitz da plötzlich jemand auf der alten Couch und macht es sich gemütlich. Einfach so. Und da kannst du Angst haben, wie du willst. Er scheint nicht auf der Durchreise zu sein. Und wenn du dich dann endlich auch mal setzt, dann merkst du, dass auch er einen vollen Rucksack mit hat. Aber der passt hier ja auch ganz gut rein. Auf damit, alles raus, sollen unsere Ängste doch einfach miteinander tanzen, dann sind sie weniger mit uns beschäftigt. Dann kannst du dich mit diesem Mann beschäftigen, der dich will. Die Arme ausbreitet. Einfach so. Dann packst du die alten Erfahrungen in Kartons, sie sollen ihren Platz in deinem Zimmer behalten, aber es ist Zeit sie zu ordnen. Schmerzhaft oder nicht, sie haben ihre Berechtigung, dennoch nicht das Recht deine vier Wände zu okkupieren. Zupf die Vorhänge zurecht, lass frische Luft hinein und häng schöne Bilder an die Wände, neben all die abgeblätterte Tapete. Aber pass auf, verdeck die Risse in der Wand nicht, soll er doch sehen, dass du verletzlich bist, nehme du es an, dass es so ist! Sieh hin, nur dann kann dich jemand auffangen, wenn du fällst. Und dann, dann fällst du endlich. Einfach so. Ist auch eigentlich nicht schwer!

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