Liebe und andere Unannehmlichkeiten

Liebe.

Egal wohin man schaut (es ist ja auch gerade Frühling), sie ist überall, wird überall beschrieben, diskutiert, auseinandergenommen. Wie liebt man, wen liebt man, warum? Unausweichlich sich selbst Gedanken darüber zu machen. Gedanken über die Liebe, wen man liebt und warum, ob man richtig liebt, geliebt hat; ob es die Liebe überhaupt gibt. Schwer zu beantworten, als Single, langjähriger Single.Hin und her geworfen zwischen absoluter Freiheit, dem Wissen, sich selbst genug zu sein. Zufrieden mit dem ICH, anstatt dem oftmals vorherrschenden, lächerlichen WIR. Mein Singledasein, selbstgewählt und Ergebnis zu weniger Möglichkeiten zugleich. Der Wunsch eine Konstante in Form eines Mannes neben sich zu wissen gefangen in einer entromantisierten Welt voller Onlineangebote, kurzgefasster belangloser Kommunikation, zu viel virtuellen Information potentieller Liebhaber und Weggefährten und Druck einer Gesellschaft die den Gleichschritt bevorzugt statt Individualität.

Habe ich geliebt? Ja. Einmal, mehrmals, innig, leidenschaftlich, bedingungslos, dumm, einfältig, unbedacht, riskant, aussichtslos. Fallen gelassen? Oh ja, oftmals, leichtfüßig, gedankenlos, mit zu viel Eifer, zu wenig fordernd. Drei Monate, vier Monate, zwei Wochen, eine Nacht, sieben Jahre, fünfmal zu viel. Von allem etwas, manchmal zu viel, oftmals zu wenig.

Ohne Mann in meinem Leben liebe ich, fühle ich mich geliebt. Was aber fehlt dann?

Mit 31 Jahren kann ich sagen, dass ich nicht die wahre Liebe suche, das Puzzleteil, das mich komplettiert, den Einen, der mich glücklich macht, mich zum Leben erweckt, aus der Traurigkeit holt, mein Leben lebenswert macht. Kein WIR, keine naive Aufgabe in dem Anderen, sich selbst vergessen, verschmelzen mit dem Gegenpart. Lieber inspiriert sein und bleiben, gefordert, geschätzt, unterstützt, freigelassen aber dennoch geerdet sein, die Schulter wenn Selbstzweifel sich breit machen, der Ruck, wenn man sich selbst nicht traut, die Flügel, die dich hinaustreiben, so weit du nur willst, das Lachen, das ansteckt, die Träne, die mit dir geweint wird. Die Freiheit, die zu sein, die ich bin und Unterstützung so zu wachsen, wie es für mich richtig ist. Gleichzeitig das Gefühl jemanden an meiner Seite zu wissen, der genauso wachsen will, zu sich kommen will, zu leben. Zusammen individuell sein, frei sein und lieben, seiner Selbst wegen und der Gewissheit einen starken Menschen bei sich zu haben, der das Ich neben sich akzeptiert, schätzt und so lässt, wie es ist, genauso wie er sich selbst akzeptiert und schätzt. Und für die Tage, an denen man selber nicht weiß, wer man ist, den Anderen zu haben, der dich daran erinnert, zeigt, welchen Weg man gehen kann, welche Möglichkeiten offen stehen.

Ist das zu finden?

Bin ich besser im Alleinsein? Bin ich zu lange Single, zu frei, zu freiheitsliebend, zu ungebunden, zu borniert, schrullig? Zu viele Angewohnheiten, die ich nicht ändern kann oder will? Zu viele Jahre ohne Beobachtung, ohne Partner, der mich auf Verbohrtheiten hinweist? Zu lange unter meiner Regentschaft? Kann ich einen Teil meines Zepters abgeben? Ja, ich will frei sein, trotzdem bedeutet Partnerschaft und Liebe Kompromissbereitschaft oder Rücksicht. Mehr Aufmerksamkeit, etwas weniger Egoismus. Auch ohne WIR ist man trotzdem zu zweit. Weg mit den Scheuklappen und sturem geradeaus, ein Blick neben sich ist zwingend. Ich will ja schließlich auch gesehen werden.

Was ist Liebe? Neurologischen Studien zufolge bewirkt Verliebtheit die höchste Aktivität in den Bereichen des Gehirns, die auch für die Triebe zuständig sind. Liebe, ein Cocktail von tausend Hormonen, triebgesteuert, evolutionsbedingt, unbeeinflussbar, weil in uns angelegt!? Was aber, wenn der Rausch ausgeschlafen ist, die Hormone wieder auf Normalwert. Was ist dann Liebe? Eine Emotion, die übrig geblieben ist, weil man etwas in dem Anderen gefunden hat, nicht gleich schreiend weggelaufen ist, sich wohl gefühlt hat? Ein Egotrip, weil man merkt, dass der Andere Gefallen an uns gefunden hat? Bestätigung, die man einfach immer wieder haben möchte?

Das allein kann nicht die Antwort sein. Für mich muss es ein Zwischending von dieser und der romantischen, verklärten Idee des einen wahren Richtigen sein, der bedingungslosen, alles verzehrenden Liebe, die dich vom Mark her erschüttert. Ich denke, ich möchte auf einen Menschen treffen, der mich berührt, begeistert, inspiriert. Durch diese Gefühle verliebe ich mich, woraus am Ende mehr werden kann. Aber ich stelle es mir auch vor, wie die innige Liebe zu einer Freundin, die eigentlich alle Eigenschaften erfüllt, die ich vielleicht auch an einen Partner suche. Nur eben mit dem ( nicht unwichtigen ) Extra der Männlichkeit. Einen Freund, Geliebten, Begleiter, Verbündeten, einen Gefährten.

Denke ich richtig, denke ich zu viel, bin ich nicht offen genug, zu offen? Ist die ewige Fragerei zu viel des Guten, zu viele Worte verschwendet an ein Thema, das sich am Ende selbst klärt. Mit dem, der dann einfach da ist und es eben kribbelt.

Was ich weiß, ist, dass es Phasen in meinem Leben gab, in denen ich wirklich wusste, dass ich keinen Mann brauche, selbst mit mir nicht im Reinen war, mich erst finden musste, mich glücklich machen musste. Jetzt, weiß ich wer ich bin und zu welcher Person ich wachsen will, weiß, welche Wege ich einschlagen will, wohin mich das Leben bringen soll. Ein Mann, kein Muss, aber trotzdem gerne gesehen.

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